Wetter- und Klimalexikon

Das Wetter- und Klimalexikon des DWD erläutert die wichtigsten meteorologischen und klimatologischen Begriffe und wird ständig ausgebaut.

Gletscher

Perito-Moreno-Gletscher - Argentinien (Quelle DWD / Karolin Eichler )

Perito-Moreno-Gletscher - Argentinien

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Gletscher sind aus Schnee hervorgegangene Eismassen, die sich talwärts bewegen, bis sie (im sog. Zehrgebiet) durch Zerbrechen, Schmelzen und Verdunsten des Eises abgebaut werden. Sie entstehen in den Polarländern sowie in den Hochgebirgen jenseits der Schneegrenze, und zwar dort, wo im Jahresmittel mehr Schnee fällt, als abtauen oder verdunsten kann (sog. Nährgebiet). Auf diese Art und Weise kommt es zur Akkumulation (Ansammlung) des Schnees und zur Metamorphose (Umwandlung) in Gletschereis.

Frisch gefallener Neuschnee bildet zunächst eine Schicht aus Schneekristallen und mit Luft gefüllten Hohlräumen (Dichte ca. 60 kg/m³, Luftgehalt ca. 90 %). Durch den Druck ihrer eigenen Masse, durch Schmelzen und erneutes Gefrieren verdichtet sich die Schneedecke immer mehr und es entstehen Firn (Luftgehalt ca. 60 %) und Firneis (Luftgehalt ca. 30 %). Die Bildung von Gletschereis geht mit einer starken Kompression des Materials einher, stellenweise kann durchaus die Dichte massiven Eises (918 kg/m³) erreicht werden. Aufgrund des hohen Reflexionsvermögens kurzwelliger Sonnenstrahlung sowie der großen spezifischen Wärmekapazität bei geringer Wärmeleitfähigkeit des Eises, sind Gletscher thermisch träge. Ab einer Mächtigkeit von ca. 30 m fangen Gletscher an, sich aufgrund der Anomalie des Wassers (Erniedrigung des Schmelzpunktes des Eises durch Druckerhöhung) unter dem Einfluss der Schwerkraft zu bewegen, man sagt dann, die Gletscher "fließen".

Die Metamorphose des Schnees zu Gletschereis hängt stark von den herrschenden klimatischen Bedingungen ab. So unterscheidet man sogenante warme oder temperierte Gletscher, wie beispielsweise in den Alpen, von den kalten und trockenen Gletschern, wie sie beispielsweise in der Antarktis anzutreffen sind. Bei warmen Gletschern liegt die Temperatur des Eises nicht weit unter dem Gefrierpunkt, bei ihnen hat sich der Schnee in wenigen Jahren transformiert und sie reagieren empfindlicher auf Masse- bzw. Druckverlagerungen sowie auf Temperaturänderungen. Bei den kalten und trockenen Gletschern wird die Eisbildung aufgrund der tiefen Temperaturen nicht durch Schmelzprozesse unterstützt und die Umwandlung von Schnee in Eis dauert dort mehrere Jahrzehnte.

Siehe hierzu: