Wetter- und Klimalexikon

Das Wetter- und Klimalexikon des DWD erläutert die wichtigsten meteorologischen und klimatologischen Begriffe und wird ständig ausgebaut.

Haareis

Haareis (Quelle Georg Müller)

Die Entstehung dieser bizarren Eismuster (Büschel von Eiskristallen, die dünn und lang wie Haare sind) an abgestorbenen Baumresten bestimmter Baumarten ist hauptsächlich durch die sogenannte Dichteanomalie des Wassers in einem Temperaturbereich von 0 bis 4 Grad erklärbar.

Morsches Holz enthält sehr viel Flüssigkeit. Und wenn es draußen sehr kalt ist, herrschen im Inneren des Holzes aufgrund seiner schlechten Wärmeleitung leichte Plusgrade. In diesem Temperaturbereich hat das Wasser eine größere Dichte als Eis. An der Holzoberfläche, wo das Holz gefriert, vergrößert sich demzufolge das Volumen. Das Wasser wird durch die Poren des Holzes gepresst und gefriert in der kalten Außenluft sofort zu feinen Eiskristallen.

Da ständig neues Wasser nachdrängt, reihen sich die Kristalle zu ebenso feinen Fäden auf, in dem sie wie aus einer Spinndüse vom Holz weggeschoben werden. Aus vielen nebeneinanderliegenden Poren entstehen dann diese federartigen Gebilde.

Neuesten Untersuchungen zufolge fördert eine bestimmte Pilzart (Exidiopsis effusa) die Entstehung von Haareis entscheidend. Er ließ sich bei allen Untersuchungsobjekten nachweisen. Die Pilzfäden werden von den Eiskristallen eingeschlossen und gestalten so die eigentümliche Eisstruktur.

Um Haareis zu finden, muss man bei geeignetem Wetter (siehe oben) früh morgens im Wald unterwegs sein, denn tagsüber (bei normalerweise ansteigender Lufttemperatur) schmelzen diese besonderen Eisstrukturen schnell.