Wetter- und Klimalexikon

Das Wetter- und Klimalexikon des DWD erläutert die wichtigsten meteorologischen und klimatologischen Begriffe und wird ständig ausgebaut.

Böenwalze

Schematischer Aufbau einer Böenwalze (Quelle DWD)
Bei der Böenwalze (auch Böenkragen) handelt es sich um eine walzenförmige Wolke mit horizontal verlaufender Achse. Laut Wolkenklassifikation entspricht sie der Sonderform arcus. Die in vielen Veröffentlichungen und in Internetforen gebräuchliche englische Bezeichnung für die Böenwalze lautet shelf cloud.

Böenwalzen können am – in Zugrichtung - vorderen unteren Rand einer ausgeprägten Cumulonimbuswolke auftreten, sind dort aber nicht immer anzutreffen, sondern meist dann, wenn sich die Gewitter im Zusammenhang mit einer Gewitterfront verlagern. Die Böenwalzen sind meist recht dunkle Wolken, teils bogenförmig und wirken bedrohend. An den Rändern können sie ausgefranst sein.

Außer dem Begriff shelf cloud existiert in der amerikanischen Fachliteratur noch der Begriff roll cloud. Dabei handelt es sich um die Böenwalze einer Squall line. Diese tiefe walzenförmige, langsam um ihre horizontale Achse rotierende seltene Wolke ist größer als die Böenwalze eines einzelnen Cumulonimbus und ist vollständig von der Basis des Cumulonimbus getrennt.

Die Entstehung der Böenwalze ist das Ergebnis komplexer dreidimensionaler Strömungsvorgänge innerhalb der Gewitterwolke. In ausgeprägten Gewitterzellen oder Verbänden von Gewitterzellen erfolgt in den unteren Schichten nämlich ein Einströmen von vorne, in der Höhe dagegen von der Rückseite. Durch das untere Einströmen wird die Aufwindströmung innerhalb des Systems, der sogenannte Updraft in Gang gehalten. In ihm erfolgt Kondensation und Niederschlagsbildung. Dieser Updraft ist in der Höhe – bezogen auf die Zugrichtung des Gewitters – nach rückwärts geneigt. Der ausfallende Niederschlag fällt dadurch in die in der Höhe von hinten in die Zelle einströmende Luft und kühlt sie ab. Dadurch fällt sie gewissermaßen beschleunigt nach unten und erzeugt den Abwindschlauch, den sogenannten Downdraft. Es entsteht dabei am vorderen unteren Rand der Gewitterwolke ein Bereich, in dem die beiden Ströme aufeinandertreffen. Dabei wird ein Teil des Aufwindstroms gewissermaßen nach unten gebogen und schließlich entsteht eine Rotation um eine horizontale Achse. Da der Wasserdampf des Aufwindstroms dabei kondensiert entsteht die walzenförmige Wolke.

Böenwalzen stellen aufgrund der Windscherungen (Richtungs- und Geschwindigkeitsänderungen) sowie der Turbulenzen eine Gefahr für die Luftfahrt dar.

Die Böenwalzen (shelf clouds) sind nicht zu verwechseln mit den sogenannten wall clouds.

Siehe hierzu: