Wetter- und Klimalexikon

Das Wetter- und Klimalexikon des DWD erläutert die wichtigsten meteorologischen und klimatologischen Begriffe und wird ständig ausgebaut.

Böenlinie

Böenlinien bezeichnen das linienhafte Auftreten von starken en bis hin zu Orkanböen an der Vorderseite ausgeprägter Gewitterzellen. Der englische Fachausdruck für die Böenlinie lautet gust front. Aufgrund der Eigendynamik von Gewitterzellen bzw. durch das organisierte Auftreten von Gewitterlinien können die Böenlinien bis zu einer Länge in der Größenordnung von 100 km anwachsen und werden somit zu Böenfronten, die ihrem Wesen nach einer Kaltfront entsprechen. Im Englischen wird dafür der Fachausdruck squall line verwendet. Bisweilen wird der Ausdruck aber auch für die Böenline verwendet, der Sprachgebrauch ist diesbezüglich nicht ganz einheitlich. Letztlich unterscheiden sich die beiden Erscheinungsformen auch nur durch die räumliche Ausdehnung und die Lebensdauer.

Die Entstehung von Böenlinien ist an die Existenz voll entwickelter Gewitterzellen (meist Multizellen oder squall-lines) gebunden. In ausgeprägten Gewitterzellen oder Verbänden von Gewitterzellen erfolgt in den unteren Schichten ein Einströmen von vorne, in der Höhe dagegen von der Rückseite. Durch das untere Einströmen wird die Aufwindströmung innerhalb des Systems, der sogenannte updraft in Gang gehalten. In ihm erfolgt Kondensation und Niederschlagsbildung. Dieser updraft ist in der Höhe – bezogen auf die Zugrichtung des Gewitters – nach rückwärts geneigt. Der ausfallende Niederschlag fällt in die in der Höhe von hinten in die Zelle einströmende Luft und kühlt sie ab. Dadurch fällt sie gewissermaßen beschleunigt nach unten und erzeugt den Abwindschlauch, den sog downdraft. Dieser kann dann in den unteren Schichten sowohl nach vorn als auch nach hinten aus der Gewitterzelle ausfließen. Dort, wo diese Luft auf die warme Umgebungsluft vor der Gewitterzelle trifft, können sich linienhaft starke Böen entwickeln, die sogenannte Böenlinie. Da die Luft z.B. im Bereich eines Gewittertiefs einer Rotation unterliegt, können die Böenlinien Bogenform annehmen.

Wenn das Auftreffen der aus der Gewitterwolke herabstürzenden Kaltluft nicht linienhaft auftritt, spricht man vom downburst. Sowohl an einer Böenlinie als auch beim downburst können die Böen im Extremfall Orkanstärke erreichen.

Siehe hierzu: