Wetter- und Klimalexikon

Das Wetter- und Klimalexikon des DWD erläutert die wichtigsten meteorologischen und klimatologischen Begriffe und wird ständig ausgebaut.

Böenfront

Niederschlagsrate an einer Sqall-Line und Querschnitt durch eine Squall-Line (Quelle Übel und Bott, DWD)
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Böenfronten haben die Charakteristik von Böenlinien, sind jedoch auf einer etwas größeren Skala angesiedelt, d.h. sie haben eine größere räumliche Ausdehnung und eine längere Lebensdauer. Der englische Fachausdruck lautet squall-line. Die Böenfronten werden mitunter auch als Multizellen-Linien (Multicell line storms) bezeichnet. Sie stellen kräftige linienhafte mesoskalige konvektive Systeme dar, die sich aus Einzelzellen, Multizellen und manchmal auch Superzellen zusammensetzen und in tropischen und mittleren Breiten auftreten. Squall lines bilden sich häufig 100 - 200 km vor einer heranziehenden Kaltfront im Warmsektor einer Zyklone aus und werden dann auch als präfrontale squall-lines bezeichnet.

Prinzipiell gibt es allerdings zwei Entstehungsmechanismen, nämlich:

  • Entstehung aus einer Böenlinie. Generell können sich aus einzelnen Gewittern konvektive, häufig linienhaft angeordenete Systeme formieren, die eine Eigendynamik entwickeln und dann das gesamte Umfeld, in dem sie sich gebildet haben, verändern können. Man bezeichnet solche Systeme dann als MCCs (mesoskale convective complex). Sie sind allerdings nicht immer linienhaft wie bei einer Böenfront, sondern können auch eher kreisförmig angeordnet sein.
  • Entwicklung aus einer Konvergenzlinie. Dabei ist im Anfangszustand eine Tiefdruckrinne vorhanden, in der die Luft von den Rändern her zusammenströmt (Konvergenz). Wenn dabei gleichzeitig die Voraussetzungen für die Entstehung von Gewittern gegeben sind, entwickeln sie sich entlang der Konvergenz häufig linienhaft.


In der Bodenkarte sind Böenfronten häufig gut erkennbar, da sie oft ein charakteristisches Bodendruckfeld aufweisen. Die Böenfront selbst ist in eine meistens recht schmale, aber markante Tiefdruckrinne eingebettet. Dort, wo die Kaltluft als Downdraft den Boden erreicht und sich ausbreitet, erfolgt verbunden mit dem Temperaturrückgang kräftiger Druckanstieg, der zur Bildung eines mesoskaligen Hochdruckgebietes, des sogenannten Gewitterhochs führt.

Bei der Passage eines solchen Systems kommt es zunächst in der Warmluft zu starkem Druckfall. Der Wind weht in Richtung zunächst auf die Böenfront zu, erreicht aber dabei noch keine sehr hohen Geschwindigkeiten . Mit Passage der Böenfront springen die Winde nicht selten um 180 Grad und erreichen vorübergehend Sturm- oder Orkanstärke. Der Druck kann rasch um 3 bis 5 hPa steigen, die Temperatur gleichzeitig um 5 bis 10 Grad fallen. Aufgrund der Ausbreitung der Kaltluft kann ein solches System bei längerer Lebensdauer immer größer werden.

Mitunter werden auch Kaltfronten als Böenfront bezeichnet, wenn sie zwar nicht mit Gewittern einhergehen, aber mit starken en verbunden sind. Durch die Windzunahme in der planetarischen Grenzschicht wird eine Kaltfrontfläche bei ihrer Verlagerung immer mehr aufgerichtet, d.h. die Kaltluft dringt schließlich keilförmig in die Warmluft vor. Das damit verbundene Voreilen der Kaltluft an der Obergrenze der Reibungsschicht führt zu einer Labilisierung der Schichtung und zu einer vertikalen Umlagerung. Dadurch kommt die Kaltfront beschleunigt voran. Die Kaltfrontpassage ist daher oft mit starken Böen verknüpft, die zum Teil aus dem Energievorrat der stärkeren Oberströmung stammen.

Siehe hierzu: