Wetter- und Klimalexikon

Das Wetter- und Klimalexikon des DWD erläutert die wichtigsten meteorologischen und klimatologischen Begriffe und wird ständig ausgebaut.

Tauerscheinungen

Tau an Grashalmen (Quelle Hans Richard Henkes, DWD)

Tau an Grashalmen

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Unter Tauerscheinungen sind jene abgesetzten Niederschläge zu verstehen, die durch Kondensation von Wasserdampf am Erdboden oder an erdbodennahen Gegenständen entstehen, sofern der Erdboden oder der Gegenstand eine Temperatur aufweist, die unterhalb der Taupunkttemperatur der unmittelbaren Umgebungsluft liegt.

Man unterscheidet zwei Arten von Tau: Strahlungstau und Advektionstau.


Von Strahlungstau spricht man, wenn sich Wasserdampf als Tau an der Erdoberfläche, an Gegenständen oder Pflanzen absetzt, nachdem deren Temperatur infolge der nächtlichen Ausstrahlung unter den Taupunkt der umgebenden Luft abgesunken ist.

Die Taubildung beginnt für den Beobachter unmerklich, der Gegenstand wird zunächst klamm. Erst bei längerer Kondensation bilden sich winzige Tautröpfchen, die durch Koaleszenz (Zusammenfließen) zu größeren anwachsen. Wegen nicht ausreichender Adhäsionskräfte können diese Tropfen an geneigten Flächen herunterfließen und den Boden benetzen.

Dieser Tauniederschlag kann in Trockengebieten der Erde die einzige Niederschlagsform sein, die unter Umständen sogar eine bescheidene Flora am Leben erhält.

Zu Advektionstau kommt es, wenn nach einer Periode kühleren Wetters feuchtwarme Luft herangeführt wird, deren Taupunkt oberhalb der Temperatur der umströmten Gegenstände liegt. Während beim Strahlungstau vorwiegend horizontale Flächen bevorzugt werden, sind es bei Advektionstau mehr die vertikalen. Die Intensität von Advektionstau kann beachtlich sein, weil die Übersättigung wesentlich stärker ausfällt als bei Strahlungstau. Besonders stark beschlagen solche Gegenstände, die eine große Wärmekapazität besitzen und sich deshalb nur langsam erwärmen.

Weißer Tau entsteht, wenn sich Strahlungstau gebildet hat und die Temperatur unter den Gefrierpunkt absinkt, so dass die Tautropfen kristallisieren. Durch das Gefrieren entsteht am Gegenstand ein Belag von weißlichem Aussehen. Die halbkugelförmig erstarrten Tautröpfchen besitzen eine große Haftung zur Unterlage. Nach dem Kristallisationsprozess ist eine weitere Kondensation ausgeschlossen, weil der Reifpunkt höher als der Taupunkt liegt.