Wetter- und Klimalexikon

Das Wetter- und Klimalexikon des DWD erläutert die wichtigsten meteorologischen und klimatologischen Begriffe und wird ständig ausgebaut.

Mesoskaliges konvektives System (MCS)

Von einem „Mesoskaligen konvektiven System“ (engl.: Mesoscale Convective System, kurz: MCS) spricht man, wenn sich Gewitter zu einem größeren Gewitterkomplex zusammenschließen, der mehrere Stunden lang existiert. Schon allein wegen seiner Größe, aber auch wegen der längeren Lebensdauer, werden bei einem MCS deutlich größere Gebiete von en und/oder Starkregen getroffen als bei isolierten Gewitterzellen.

Das MCS entsteht zunächst aus einzelnen Gewittern, die sich zumeist am Nachmittag und Abend zu einem größeren Gewitterkomplex vereinigen Dieser erreicht eine horizontale Ausdehnung von 100 Kilometern und mehr. Die Form eines MCS kann sehr unterschiedlich sein. Der Wolkenschirm kann fast kreisförmig oder oval sein, die Gewitter können sich aber auch eher linienförmig organisieren. Bei letzterem spricht man von einer „Squall-Line“ oder „Böenfront“. Vor allem im Anfangsstadium sind die Gewitter oft noch von heftigem Platzregen und Hagel begleitet, während im fortgeschrittenen Stadium des MCSs ein zunehmend größer werdendes Regengebiet entsteht, in dem die Intensität des stärksten Niederschlags allmählich abnimmt. Dagegen rücken die Sturmböen mehr in den Fokus.

Eine typische Entstehungsregion von mesoskaligen konvektiven Systemen ist die Vorderseite eines Höhentrogs. Liegt dieser z.B. über dem nahen Ostatlantik oder Westeuropa, wird warme und gleichzeitig sehr feuchte Luft mit einer südlichen bis südwestlichen Strömung nach West- bzw. Mitteleuropa geführt. Zudem befindet man sich mit der Nähe zur Frontalzone in einer Region mit hoher Baroklinität, die eine mäßige bis starke Windscherung (Zunahme und Richtungsänderung des Winds mit der Höhe) zur Folge hat. Die Windscherung begünstigt den Zusammenschluss von Gewittern, der in manchen Fällen in die Bildung eines MCS mündet.

Üblicherweise kündigt sich ein solcher Gewitterkomplex schon einige Zeit vor Eintreffen der eigentlichen Gewitter zunächst mit immer dichter werdenden hohen und weiß erscheinenden Wolkenfeldern an. Es handelt sich hierbei um den sogenannten Cirrus-Wolkenschirm, der sich am Oberrand der Troposphäre (ca. 10-12 km Höhe) horizontal ausbreitet. Einige Zeit später erscheint dann meist im Westen oder Südwesten eine breite „schwarze“ Wolkenwand am Horizont, die langsam näherkommt. Dann hört man auch das erste Donnergrollen aus der Ferne. Entsteht das MCS erst am späten Abend oder in der Nacht, dann kann man häufig ein imposantes Wetterleuchten am Firmament beobachten. Noch vor dem Regen kündigen sich die Gewitter schließlich durch eine Böenfront an. Der Wind frischt schlagartig stürmisch auf. Teilweise verursachen schwere Sturmböen, in Einzelfällen sogar Orkanböen, größere Schäden wie umgestürzte Bäume oder abgedeckte Dächer. Erst nach dem Sturm setzt dann typischerweise kräftiger Regen ein, der anschließend in leichten bis mäßigen „Landregen“ übergeht.

Link zu Thema des Tages:

07.08.2019 Gewitter ist nicht gleich Gewitter - Mesoskalige konvektive Systeme


Siehe hierzu:

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