Wetter- und Klimalexikon

Das Wetter- und Klimalexikon des DWD erläutert die wichtigsten meteorologischen und klimatologischen Begriffe und wird ständig ausgebaut.

Superzelle

Superzelle (Quelle DWD, Jens Winninghoff)
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Der Begriff "Superzelle" wurde zum ersten Male im Jahre 1962 von Browning geprägt, der damit den quasi-stationären Zustand des "Wokingham-Unwetters" im Juli 1959 in Süd-Ost-England beschrieb, das Hagelkörner mit einem maximalen Durchmesser von 2,5 cm - fast 4 Stunden lang in einer 200 km langen Spur - produzierte.

Superzellen sind in ihrer mächtigsten Ausprägung die räumlich und zeitlich größten und gefährlichsten Gewittergebilde. Sie können an ihrer Basis einen Durchmesser von 20 bis 50 km erreichen (in Tropopausenhöhe sogar über 200 km). Sie wölben die Tropopause (Obergrenzegrenze der Troposphäre) auf und können sie sogar kurzzeitig durchstoßen.

Die Lebenszeit der Superzellen beträgt meist wenige Stunden, sie sind aber in der Lage, bis zu 6 und in extremen Fällen auch bis zu 12 Stunden zu wüten. Charakteristisch für eine klassische Superzelle ist eine hochreichenden Windscherung und ein starker, unverzweigter, im Wolkeninneren zyklonal rotierender Aufwindstrom (Updraft), die Meso-Zyklone, die sozusagen den Motor des Unwetters darstellt. Mit Hilfe von Doppler-Radar-Daten kann die Rotation von Superzellen erkannt werden, wenn die mit der Superzelle verbundene Mesozyklone eine entsprechend große Ausdehnung hat.

Die Mesozyklone bewirkt einerseits, dass warme, feuchte Luft in Bodennähe in das Gewitter einströmt und im Updraftbereich mit hoher Geschwindigkeit aufsteigt. Andererseits befördert sie in mittleren Höhen Niederschlagspartikel von der Unwetter-Vorder- zur -Rückseite, so dass hier Wassertropfen verdunsten und Kaltluftkörper entstehen, die abzusinken beginnen (Rückseiten-Downdraft - RFD: Rear-flank downdraft) . Aber auch auf der Vorderflanke des Unwetters wird Luft aus dem Amboss-Niveau dynamisch zum Absinken gebracht, so dass ein Vorderseiten-Downdraft FFD: Forward-flank downdraft) entsteht.

Im Einzugsgebiet des Updrafts, in dem die bodennahe Luft in extreme horizontale Rotation versetzt werden kann, bilden sich bevorzugt Tornados. Hier sind Superzellen im Stande, verheerende F4/F5-"Tornados zu produzieren, deren Zerstörungskraft mit Windgeschwindigkeiten von teiweise über 500 Kilometer pro Stunde unglaublich ist. Superzellen können auch weitere katastrophale Wettererscheinungen in Form von bedrohlichen Downbursts, großen Hagelkörnern oder Überschwemmungen verursachen und bedeuten somit für die Öffentlichkeit und die Luftfahrt eine hohe Gefahr.

Siehe hierzu: