Wetter- und Klimalexikon

Das Wetter- und Klimalexikon des DWD erläutert die wichtigsten meteorologischen und klimatologischen Begriffe und wird ständig ausgebaut.

Vb-Wetterlage

Satellitenbild mit Vb-Wetterlage (Quelle DWD)


Wetterlagen ergeben sich aus den großräumigen Luftdruckverteilungen und daraus resultierenden Zirkulationsmustern. Das Wetter selbst hängt außerdem noch von den Eigenschaften der in das jeweilige Zirkulationsregime einbezogenen Luftmassen und ihrem wechselseitigen Zusammenspiel ab.

Im Falle einer Vb-Wetterlage (Klassifikation nach van Bebber 1891) liegt in höheren Luftschichten ein sogenannter Tiefdrucktrog über West- und Mitteleuropa, d.h. die Höhenströmung verläuft in einer lang gestreckten engen Kurve (Mäander) vom Nordatlantik kommend zunächst südwärts, um dann über Südeuropa scharf nach Norden umzubiegen und schließlich über Mitteleuropa nordwärts auszugreifen. Die Entstehung und Verlagerung von Hoch- und Tiefdruckgebieten im Bodenniveau wird von dem Strömungsverlauf in den höheren Atmosphärenschichten verursacht und gesteuert. Beispielsweise kann dort, wo in der Höhe tiefer Luftdruck herrscht, das Barometer auch am Boden Druckfall anzeigen und es entsteht ein neues Tiefdruckgebiet oder es verstärkt sich ein bereits existierendes Tief, das sich dann mit der Höhenströmung verlagert.

Im Fall der Vb-Wetterlage betrifft dies die Region um den Golf von Genua, Oberitalien und die nördliche Adria. Ein zum Beispiel über dem Raum Genua entstandenes oder sich intensivierendes „Genuatief“ wird dann mit der Höhenströmung über Oberitalien hinweg in einem Bogen um die Alpenostseite herum weiter nach Norden gesteuert und landet nach einem Weg über Tschechien und Polen hinweg meist in Skandinavien. Da manchmal im Vorfeld einer Vb-Entwicklung auf der Vorderseite eines bis nach Nordafrika vorstoßenden Höhentroges mit südlicher Strömung heiße Luftmassen aus der Sahara über das Mittelmeer geführt und dann mit viel Feuchtigkeit angereichert nach Norden bewegt werden, führen diese „feuchtheißen“ Tiefs auf der Vb-Zugbahn auch über der Osthälfte Deutschlands zu lang andauernden und ergiebigen Niederschlägen, die durch zusätzliche „erzwungene“ Aufwärtsbewegung im Bereich der Alpen sowie der östlichen Mittelgebirge dort noch verstärkt werden können.

So registrierte der Deutsche Wetterdienst während einer ausgeprägten spätsommerlichen Vb-Lage, die zum Elbehochwasser 2002 führte (siehe PDF-Datei), im Erzgebirge (Zinnwald-Georgenfeld) am Morgen des 13.08. mit einer 24-stündigen Regensumme von 312 mm die größte Tagesregenmenge seit Beginn routinemäßiger Wetterbeobachtungen in Deutschland (siehe Wetterrekorde). Vb-Lagen entwickeln sich bevorzugt im Frühling und Herbst, wenn es zu einem intensiven Luftmassenaustausch zwischen den kalten nörd- und warmen südlichen Breiten kommt. Sie können prinzipiell jedoch zu allen Jahreszeiten auftreten und gehören zu den eher seltenen Wetterlagen.

Bild: Satellitenbild vom 12.08.2002 - 00 UTC im infraroten Spektralbereich. Das Vb-Tief setzt sich nach Norden in Bewegung.

In nachfolgender PDF-Datei wird auf die Vb-Wetterlage am Beispiel der Starkniederschläge in Sachsen im August 2002 (Elbehochwasser) eingegangen.

Siehe hierzu: