Wetter- und Klimalexikon

Das Wetter- und Klimalexikon des DWD erläutert die wichtigsten meteorologischen und klimatologischen Begriffe und wird ständig ausgebaut.

Wettervorhersage

Wettervorhersage

Wie entsteht eine Wettervorhersage? (Quelle DWD)

Nowcasting
Unter dem englischen Begriff Nowcasting (was übersetzt etwa so viel bedeutet wie “Jetzt-Vorhersage”) versteht man die detaillierte Erfassung der augenblicklichen Wettersituation und daraus abgeleitet eine räumlich und zeitlich möglichst exakte Wettervorhersage für die nächsten 0 bis 2 Stunden. Mitunter wird auch ein Zeitraum von bis zu 6 Stunden noch zum Nowcasting gezählt.

Für diese Zeitspanne ist es möglich genaue Vorhersagen z.B. für einen bestimmten Ort und die nächsten Minuten bis Stunden zu erstellen, was insbesondere für die Erstellung von Warnungen von Bedeutung ist.

Typische Fragestellungen im Nowcasting sind:

  • Wohin zieht das aktuelle Gewitter, wird es stärker oder schwächer?
  • Wann löst sich der vorhandene Nebel auf?
  • Fängt es in den nächsten zwei Stunden an zu schneien?
  • Sind Wetter- oder Unwetterwarnungen erforderlich?


Der Vorhersage-Meteorologe nutzt im Nowcasting hauptsächlich Fernerkundungsdaten (Radar- und Satellitenbilder) sowie Beobachtungsdaten. Dabei ist die Extrapolation von Radarechos das klassische Hilfsmittel bei sich bewegenden Wetterstrukturen. Zusätzlich wird die Arbeit im Nowcasting unterstützt durch hochauflösende Wettermodelle sowie durch computergestützte Nowcasting-Verfahren.

An den Zeitraum des Nowcastings schließt sich der sogenannte „Kürzestfristbereich“ (2 bis 12 Stunden) an.

Kürzestfristvorhersage
Die kürzestfristige Wetterprognose, die einen Zeitraum bis zu 12 Stunden umfasst, beschreibt die Weiterentwicklung des Wetters in den nächsten Stunden, ausgehend vom augenblicklichen Wetterzustand. Das Warnmanagement bewegt sich ebenfalls häufig auf dieser zeitlichen Skala. Das gilt besonders, wenn es sich um so kurzlebige Erscheinungen wie Gewitter handelt. Für die Kürzestfristvorhersage nutzt der Meteorologe überwiegend aktuelle Beobachtungen und Radar-, Blitz- sowie Satelliteninformationen. Mit diesen kann er schließlich seine Warnungen und regionalen Vorhersagen stetig anpassen.

Kurzfristvorhersage
Die Kurzfristvorhersage umfasst den Wetterablauf im Zeitraum zwischen 12 und 72 Stunden. Dieser Zeitraum wird sehr häufig für die tägliche Wettervorhersage in Funk und Fernsehen verwendet. Prognosen in der Kurzfrist wie auch Kürzesfrist sind in der Regel recht zuverlässig. Die wichtigste Grundlage für den Meteorologen stellen dabei die numerischen Vorhersagemodelle dar. Vor allem die hochaufgelösten lokalen und regionalen Modelle liefern wichtige und detaillierte Informationen beispielsweise über den zu erwartenden Luftdruck, die Windverteilung und die der Temperatur, sodass das lokale und regionale Wettergeschehen davon abgeleitet werden kann. Eine Kurzfristvorhersage wird mehrmals täglich durch Berücksichtigung neuer Modellinformationen auf den neusten Erkenntnisstand gebracht.

Mittelfristvorhersage
Mittelfristige Vorhersagen beschäftigen sich schließlich mit den Vorhersagetagen 4 bis 10 und sind somit ein Bindeglied zwischen der Kurzfrist- und der Langfristvorhersage. Dabei wird versucht, die Präzision der Kurzfristvorhersage beizubehalten, aber den Beobachtungszeitraum auf zehn Tage zu verlängern. Die mittelfristige Vorhersage nutzt häufig gröber aufgelöste Globalmodelle, die über einen längeren Zeitraum das Wettergeschehen simulieren. Aufgrund der zunehmenden Unsicherheiten bei der Prognosegüte mit der Vorhersagezeit werden die mittelfristigen Produkte vom Meteorologen meist nur einmal täglich aktualisiert. Dazu werden probabilistische Ensemble-Produkte vom ECMWF mit Wahrscheinlichkeitsaussagen verwendet, die ihm einen Überblick über die Vorhersagegüte geben können.

Um die Vorhersagegüte auch im Mittel- und Langfristzeitraum weiter zu verbessern, wurde das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW, englisch European Centre for Medium-Range Weather Forecasts, ECMWF) mit Sitz in Reading, England, 1975 gegründet. Als wichtigste Ziele des Zentrums gelten:

  • die Entwicklung dynamischer Modelle der Atmosphäre zur Erarbeitung mittelfristiger Wettervorhersagen mit Hilfe numerischer Methoden
  • die regelmäßige Erstellung der für die Erarbeitung mittelfristiger Wettervorhersagen notwendigen Modelldaten
  • wissenschaftliche und technische Forschung zur Verbesserung der Qualität dieser Vorhersagen
  • die Sammlung und Archivierung zweckdienlicher meteorologischer Daten


Langfristvorhersage
Grundsätzlich wird jede Vorhersage, die über zehn Tage hinausgeht, als Langfristprognose bezeichnet. Dabei kann jedoch keine Wettervorhersage mehr für einen bestimmten Tag erstellt werden, sondern es wird nur ein allgemeiner und großräumiger Witterungstrend für einen längeren Zeitraum ausgegeben. Eine langfristige Wetterprognose kann dabei auch eine Monats- oder eine Jahreszeitenprognose sein. In ein Langfristmodell fließen dabei statistische Daten der vergangenen 50 bis 100 Jahre sowie aktuelle Erkenntnisse über Meeresströmungen, Satellitenbeobachtungen über Eisausdehnung und Meerestemperaturen in der Arktis/Antarktis ein. Gleichermaßen werden großskalige Schwankungen großräumiger Zirkulationssysteme wie beispielsweise "El Niño und La Niña" oder die "Madden-Julien-Oszillation" berücksichtigt. Die Langfristprodukte stellen häufig ein automatisches Modellprodukt dar, was nur selten von Meteorologen nachbearbeitet wird.

Informationen zur Wettervorhersage finden Sie in unserer Broschüre:


YouTube-Kanal des Deutschen Wetterdienstes:

Siehe hierzu:

Leistungen zum Thema: